Hast du schonmal einen Leistungssportler gesehen, der sich nicht aufwärmt? Der sich umzieht, aus der Kabine kommt und direkt loslegt? Wahrscheinlich nicht! Denn, wenn es darum geht gute Leistungen zu erbringen ist ein vernünftiges Aufwärmen unerlässlich. Dennoch wird das Aufwärmen immer wieder vernachlässigt. Dass das aber langfristig Folgen haben kann, und zwar nicht nur was das Thema Verletzungen angeht, sondern vielmehr auch den Erfolg beim Training einschränkt, möchten wir dir hier erklären. Zuerst wird zwischen dem allgemeinen und dem speziellen Aufwärmen unterschieden.
Allgemeines Aufwärmen
Das allgemeine Aufwärmen dient genau dem, was der Name schon sagt: der allgemeinen Erwärmung des gesamten Körpers, mit folgenden Zielen und Effekten:
Spezielles Aufwärmen
Anschließend an das allgemeine Aufwärmen folgt das spezielle Aufwärmen, bei dem du dich nur um die Muskelgruppen und anderen Strukturen kümmerst, die in der jeweiligen Trainingseinheit auch wirklich beansprucht werden. Entweder führt man dabei einen Satz der im Training als nächstes durchgeführten Übung mit einem niedrigeren Gewicht durch und/oder bedient sich des Muskellängentrainings. Das Muskellängentraining ist dabei nicht mit Dehnung oder Stretching zu verwechseln, auch wenn es zunächst erstmal sehr ähnlich wirkt. Beim Muskellängentraining geht es zwar auch darum, die Beweglichkeit der Muskulatur zu verbessern, aber innerhalb eines Aufwärmprogramms spielt es noch eine weitere zentrale Rolle, nämlich die Verbesserung der Leistung durch eine verbesserte willentliche Ansteuerung der Muskulatur.
Dazu musst du dich noch einmal an die sogenannte autonom geschützte Reserve zurückerinnern, die du schon aus dem Grundlagenkapitel der Trainingsprinzipien kennst. Sie ist, wie du weißt, der Teil deiner Muskulatur, den du nicht bewusst ansteuern/anspannen kannst. Lediglich in Extremsituationen ist dies dann doch möglich, z. B. Todesangst, Doping oder Hypnose.
Bei untrainierten beträgt diese Reserve ca. 35 %. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ein Untrainierter „nur“ 65 % seiner vorhandenen Muskulatur auch willentlich einsetzten kann. Dieser Wert ist aber nicht in Stein gemeißelt und kann durch entsprechendes Training nach oben verschoben werden. Spitzensportler schaffen es tatsächlich bis zu 95 % ihrer Muskulatur willentlich einzusetzen. Dieser verschiebbare Grenzbereich nennt sich Mobilisationsschwelle. Und wo dieser Bereich liegt, wird unter anderem bestimmt durch die Empfindlichkeit des Golgi-Sehnenorgans. Es befindet sich im Sehnenansatz der Muskeln und ist ein Rezeptor, der bestimmt, wie viel unserer Kraft wir tatsächlich einsetzen können. Das Golgi-Sehnenorgan wird aktiv, wenn sich die Sehne dehnt, also wenn der Muskel sich zusammenzieht/kontrahiert. Ist ein bestimmter Grad an Dehnung der Sehne erreicht, sendet es Warnsignale an das Rückenmark, welches dann wiederum die weitere Kontraktion des Muskels verhindert. Durch spezielle Methoden im Krafttraining, die du im Grundlagenkapitel Trainingsmethoden kennenlernst, ist es nun möglich, die Empfindlichkeit des Glogi-Sehnenorgans herabzusetzen und so eine stärkere Kontraktion des Muskels hervorzurufen und das Kraftpotential besser auszuschöpfen. Und eine weitere dieser Methoden ist die „Proprioceptive Neuromuscular Fascilation“ oder kurz PNF-Methode. Dabei wird das Zusammenspiel von Gehirn, Nervensystem und Rezeptoren verbessert. Außerdem verbessern sich die dabei die elastischen Eigenschaften des Muskels.
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